Johanne Friederike Kerner, geb. Ehmann (* 9. Januar 1786, † 16. April 1854).

5. Kind des evang. Pfarrer Philipp Friedrich Ehmann (* 26.3.1746 in Göppingen, † 11.5.1805 in Großbottwar) und seiner Frau Dorothea Margaretha Karpff, (* 17.9.1753 in Blaubeuren, † 10.3.1788 in Ruit) im Pfarrhaus von Ruit auf den Fildern (heute 73760 Ostfildern) geboren.

1807 lernte sie bei einer Feier aus Anlass von Uhlands Geburtstag ihren späteren Mann Justinus Andreas Christian Kerner, ab 1850 von Kerner, (* 18. September 1786 in Ludwigsburg; † 21. Februar 1862 in Weinsberg) kennen, ein Arzt, medizinischer Schriftsteller und Dichter, den sie 1813 heiratete.

Friederike wurde von Justinus Kerner "Rickele" genannt und in vielen Gedichten verewigte. Aus der Ehe gingen die Töchter Marie (verh. Niethammer; 2. Dezember 1813 – 14. April 1886) und Emma (verh. Gsell; 16. November 1822 – 26. November 1895) sowie der Sohn Theobald (14. Juni 1817 – 11. August 1907) hervor.

Leider blieb von ihren vielen Briefen an Kerner rein gar nichts (!) erhalten, siehe unten S.18:

"Kerner schreibt am 8.1.1810 von Wien aus entzückt an Uhland:"...Varnhagen hält die Briefe von Rickele an mich für das Höchste einer objektiven Poesie, was er je gelesen; er weinte darob einen ganzen Morgen wie ein Kind. Und er hat recht! Sie würden den allerschönsten, naivsten, lieblichsten Roman abgeben..."

Vom Historiker und Literaturwissenschaftler Dr. Bernd Liebig erfuhr ich, dass der Briefwechsel Kerners u.a. auch mit seiner späteren Frau Friederike als ungehobener Schatz im Literaturmuseum Marbach liegt. Ob dort wohl auch Briefe von Friederike zu finden wären?

 

Vielleicht haben die Eheleute Dippon das Buch "Das Rickele" gelesen, nachdem sie nach Ruit gezogen waren? Das Büchlein ist in Erstauflage 1938 erschienen, die Fotos unten stammen aus der Auflage 1939, 1940 erschien eine weitere Auflage.

Womöglich war das Buch die Inspirationsquelle für die Holzpüppchen, die dann in der Werkstatt Dippon nach dem Krieg hergestellt wurden?

"Wohnhaus Dippon" links oben, Kirchheimer Str. 78 in Ruit (Foto Beat Dippon).

Drei typische "Rickele" aus Buchenholz aus der Schreinerwerkstatt Dippon. Kleidchen mussten selbst genäht werden, die Holzüppchen wurden "nackt" verkauft, v.a. an Kindergärten. Die Bemalung führte Frau Dippon aus (Foto Beat Dippon).

Außerdem gab es ein wenig Zubehör, wie der Leiterwagen vorn rechts oder der Kinderwagen hinten in der Mitte oder die Stühlchen links hinten (Foto Beat Dippon).

Die beiden Rickele von meiner Mutter - beim linken sind die Gesichtszüge kaum mehr erkennbar, also ordentlich bespielt.

Ob die Drehpunkte original sind, weiß ich nicht: die Schulter bilden Holzdübel, die Hüftgelenke eine Art Metallnieten.

Hier sind die Schulter kleine Holzschrauben, die Hüftgelenke sind Metallnieten wie beim anderen Rickele.

Gedicht "Von Ihr" von Justinus Kerner über sein Rickele.

Aufgeschrieben von meiner Mutter.

 

Zum "realen bzw. historischen Rickele", Friedericke Kerner, geb. Ehrmann:

"Das Rickele (Friederike Kerner), Ein Frauenbild der schwäbischen Romantik" von Johannes Ninck ist wohl 1938 erstmals erschienen, diese Abbildungen stammen aus der Auflage 1939, in der Gustav Schloeßmann Verlagsbuchhandlung Leipzig und Hamburg erschienen. Der Autor Johannes Ninck, geb. 1863 im Westerwald, lebte ab 1892 bis zu seinem Tod 1939 in Winterthur.

Leider merkt man seiner Schrift den (Nazi-) Zeitgeist und das entsprechende, alles andere als emanzipatorische Frauenbild deutlich an. Mir schien das arme, zarte Rickele doch sehr von Kerner "benutzt" (um eigentlich ausgebeutet zu sagen). Ihre fleißigen und dienenden Hände, die alle praktischen und finanziellen Probleme wie mit Geisterhand und dazu klaglos lösten, wurden von Kerner zwar ebenso geschätzt und über den grünen Klee gelobt wie ihr ganz großes Herz und ihre Klugheit. Aber das berühmte "weit offene Kernerhaus" diente doch wohl vor allem seinem extremen Kommunikationsbedürfnis, davon dürften auch die zwei dicken Briefbände zeugen, von Sohn Theobald 1897 herausgegeben. Bei mir hinterließ die Lektüre deshalb leider einen sehr schalen Nachgeschmack.

Der obengenannte Historiker und Literaturwissenschaftler Dr. Bernd Liebig meinte dazu lapidar, das Rickele wäre ohne Kerner schlicht arm und namenlos geblieben...

Und ein späteres Kapitel: